Depardieu kämpft für die Rechte der Kinder

Der weltberühmte Schauspieler zu Besuch im Europa-Park

Was für ein Auftritt, was für ein Typ: Ein Hüne von einem Mann. Weltstar Gérard Depardieu ist da. Die Sonnenbrille keck auf die Stirn geschoben, das Hemd weit aufgeknöpft. Sympathisch lacht er mit seinen wachen Augen die Gastgeber im Europa-Park an. Ein bisschen blinzelt Obelix aus ihm heraus, vielleicht auch ein bisschen ein kleiner frecher Junge. „Oh, das ist super, das ist eine tolle Idee mit dem Europa-Park, europäische Themen, europäisches Essen, europäische Kultur, gemeinsamer Spaß“, sagt er in die Kamera. Schnell ruft er noch hinterher: „... und ich grüße alle meine Fans.“ Dann wird auf dem Walk of Fame im Europa-Park der Stern mit dem Namen des legendären Stars enthüllt. „Mon Dieu“, ruft Depardieu und freut sich sichtlich. Mehr als 220 Film- und Fernsehrollen hat der 68-Jährige gespielt, ein Schauspieler mit Leib und Seele von Weltruf. „Europa ist unglaublich wichtig für uns alle“, sagt Depardieu gegenüber „emotional pur“. „Was wären wir ohne Europa?“ Zuletzt hatte Gérard Depardieu einige Querelen mit seinem Heimatland Frankreich – es ging um Steuern und andere grundsätzliche Dinge – und er hatte durch seine Avancen in Richtung Russland für Aufsehen gesorgt.

35.000 Euro für misshandelte Kinder

Doch heute ist er nicht wegen der Politik ins Badische geflogen. Es geht um Kinder. Gérard Depardieu engagiert sich mit seiner Stiftung für benachteiligte und misshandelte Kinder. 35.000 Euro nimmt er von den Europa-Park-Geschäftsführern Jürgen und Michael Mack entgegen. Das ist der Erlös aus dem Europa-Park-„Eagles Charity Cup“. Bereits seit 20 Jahren golfen bekannte Persönlichkeiten aus Sport und Showbusiness für wohltätige Zwecke. Sven Ottke, Melanie Müller, Max Schautzer, Ireen Sheer, Horst Heldt und viele weitere Prominente waren in diesem Jahr dabei. Depardieu bedankt sich und erläutert seine Aktion: Das Geld geht an die wohltätigen Vereine „Enfance et Partage“ und „La Voix de l’Enfant“, die sich für den Schutz von Kindern einsetzen. Bei „Enfance et Partage“ steht bereits seit 40 Jahren Gewaltprävention im Vordergrund.

»Es ist oft sehr schwierig, misshandelte Kinder ausfindig zu machen, weil keiner darüber spricht. Die Kinder sind traumatisiert.«
Gérard Depardieu

Ein Sorgentelefon ermöglicht Kindern in Not, ihre Probleme zu schildern und Hilfe zu erhalten. Gemeinsam mit Psychotherapeuten und Anwälten werden Kinder mental gestärkt und ihnen auch ihre Rechte aufgezeigt. Der zweite Verein „La Voix de l’Enfant“ macht sich seit 35 Jahren gegen Gewalt an Kindern stark. Gérard Depardieu: „Allein in Frankreich werden über 100.000 Kinder misshandelt, 20.000 erfahren Gewalt im häuslichen Umfeld. Der gemeinnützige Verein wird seit vielen Jahren von Gérard Depardieu unterstützt: „Es ist oft sehr schwierig, misshandelte Kinder ausfindig zu machen, weil keiner darüber spricht. Die Kinder sind traumatisiert. Erst über ihre Zeichnungen finden Lehrer oder Kinderpsychologen Zugang zu diesen Kindern.“ Der Weltstar aus Frankreich macht keinen Hehl daraus, dass er selbst keine ungetrübte Kindheit hatte. „Es ist so wichtig, dass wir Kindern helfen, Kinder müssen behütet und beschützt in einem friedlichen familiären Umfeld aufwachsen“, sagt der Vater von vier Kindern.

Gérard Depardieu: »Der badische Wein ist vorzüglich«

Neben der Schauspielerei ist Depardieu als Winzer tätig. Er hat Weingüter gekauft, ist ein Feinschmecker und betreibt verschiedene Restaurants in Paris. Und was hält Depardieu vom badischen Wein? „Oh, der ist vorzüglich“, sagt der französische Weinkenner. „Überhaupt halte ich die deutschen Weine für exzellent, vor allem die, die in der Rheinregion wachsen. Guten Wein gibt es nicht nur in Frankreich, denken Sie an Italien oder in Deutschland an die Mosel, den Rheingau oder eben auch Baden. Frankreich hat kein Weinmonopol. Der Wein aus dem Bordeaux ist erstklassig, aber er ist einfach zu teuer, das ist wie mit dem Champagner. Ich finde auch nicht gut, dass man nun überall auf der Welt alle Rebsorten anbauen sollte. Ich bevorzuge die einheimischen Sorten.“
Gérard Depardieu ist immer wieder in Straßburg zu Besuch und schätzt die Oberrheinregion, auch Baden und der Schwarzwald seien wunderschön durch ihre Landschaft.

»Obelix passt perfekt zu mir, weil auch ich in eine Art Zaubertrank gefallen bin, einen Kessel, gefüllt mit unbändiger Lust am Leben, einer Liebe zum Dasein, die alles umfängt und verschlingt.« Gérard Depardieu

»Freisein ist mein Lebensmotto«

Hat der erfolgreiche Weltstar noch Träume? „Nein keine Träume“, kommt die prompte Antwort. Und was ist sein Lebensmotto? „Oh“, überlegt er kurz „ ... Freisein und die Freiheit der anderen respektieren.“ Zum Abschluss der Begegnung erzählt er noch, wie neugierig er geblieben sei: „Ich liebe es über alles, Menschen zu beobachten.“ Damit er nicht erkannt wird, setze er sich Helm und Brille auf, fährt mit dem Motorroller durch die Stadt und schaut sich das alltägliche Leben der Leute an. „Das macht total Spaß“, sagt er lachend und verabschiedet sich herzlich, um noch zu später Stunde mit dem privaten Jet wieder zurück nach Paris zu fliegen. Ein Leben zwischen Jet und Motorroller. „Au Revoir Baden, auf Wiedersehen Europa-Park!“

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"Obelix passt perfekt zu mir"

Für diese Rolle ist er die Idealbesetzung: In vier Realverfilmungen der weltbekannten „Asterix & Obelix“- Comic-Reihe verkörperte Gérard Depardieu den dicken, Hinkelstein schleppenden Obelix. Mit seinen übermenschlichen Kräften kämpfte er unter anderem auf der Kinoleinwand in „Asterix & Obelix – Im Auftrag Ihrer Majestät“ gegen die Römer. Depardieu: „Obelix passt perfekt zu mir, weil auch ich in eine Art Zaubertrank gefallen bin, einen Kessel, gefüllt mit unbändiger Lust am Leben, einer Liebe zum Dasein, die alles umfängt und verschlingt.“

Gérard Depardieu

geboren 1948, zählt zu den wichtigsten französischen Charakterdarstellern. Er spielte auch in populären Komödien wie den Asterix-Filmen, in denen er die Rolle des Obelix einnahm. Seit 2013 besitzt er neben der französischen auch die russische Staatsbürgerschaft. Depardieu, der auch als Winzer tätig ist, betreibt weltweit zahlreiche Weingüter.

von Horst Koppelstätter