Charlie Chaplin liebt den Zirkus Knie

Der legendäre Charlie Chaplin war ein leidenschaftlicher Zirkusfan | Rolf Knie, Mitglied der bekannten Schweizer Zirkusdynastie erinnert sich


von Ute Bauermeister

   

Manche Artisten sind bei uns nur aufgetreten, weil sie wussten, dass immer im September der große Charlie Chaplin zu Besuch kam“, erinnert sich Rolf Knie, dem Chaplin als väterlicher Freund und Idol sehr viel bedeutete. Beide Familien, die Knies und die Chaplins, verbindet über mehrere Generationen eine lange Freundschaft. Noch heute ist Rolf Knie gut mit Chaplins Sohn Eugène Chaplin befreundet. „Mein Vater und mein Onkel kannten den großen Chaplin, es bestand schon immer eine enge Beziehung zwischen beiden Familien. Wir sind ja praktisch zusammen aufgewachsen, kaum ist ein neuer Knie geboren, kam auch ein Chaplin-Kind zur Welt“, lacht Rolf Knie. Er selbst hat eine künstlerische Laufbahn eingeschlagen, wobei er in seinen Motiven dem Zirkus treu geblieben ist. Seine Gemälde auf Zirkuszeltplanen mit Schnüren und Ösen oder auf Leinwänden zeugen von dem besonderen Zauber der Manege. Darauf abgebildet sind neben Artisten immer wieder auch Löwen, Tiger und Elefanten.

   

"Kaum ist ein neuer Knie geboren, kam auch ein Chaplin-Kind zur Welt“

 Chaplin-Sohn Eugène Chaplin (rechts) mit dem Chaplin-Imitator im Europa-Park.

Beide Familien verbindet auch der Humor

Seine Werke waren in einer großen Ausstellung in der Mercedes Benz Hall im Europa-Park zu sehen. Zur Eröffnung kam Eugène Chaplin angereist, um die Arbeiten des Freundes zu bestaunen. Und beide Familien verbindet natürlich ihr Humor: „Wer das Leben zu ernst nimmt, braucht eine Menge Humor um es zu verstehen“, wusste Charlie Chaplin, der selbst mit Komik und Slapstick in seinen Stummfilmen die Leinwand eroberte. Chaplin wurde 1889 in London geboren und starb 1977 in Vevey in der französischen Schweiz. Der Engländer gilt weltweit als wichtigster, einflussreichster Kinostar und Wegbereiter moderner Unterhaltungskultur.


Charlie Chaplin hatte viele Talente, er war ein genialer Schauspieler, der die Kunst der Pantomime wie kein zweiter beherrschte und mit unvergleichlicher Mimik und den markanten Beinbewegungen die Menschen zum Lachen brachte. Doch nicht nur die Figur des unvergesslichen Tramps mit Stock, Melone, Schlapperhose und riesigen schwarzen Latschen, sondern auch die von ihm komponierte Musik und seine Drehbücher haben ihn berühmt gemacht. Seine Filme, darunter „The Kid“, „Goldrausch“, „Citylights“ oder „Modern Times“, hat er selbst geschrieben, gespielt, produziert und die Musik gemacht, er war sein eigener Unternehmer.

Als Charlie Chaplin 1953 aus den USA ausgewiesen wurde, ließ er sich mit seiner Familie in der Schweiz nieder. Im August desselben Jahres wurde sein fünfter Sohn, nämlich Eugène, geboren.

 Die Komikerlegende mit den Knie-Sprösslingen: Charlie Chaplin mit Franco, Rolf, Louis und Fredy Knie jun., 1964.

Charlie Chaplin war Dauergast beim Zirkus Knie

Neben den Filmen zählten das Boxen und der Zirkus zu Charlie Chaplins großen Leidenschaften, und zwar nicht irgendein Zirkus, sondern der Zirkus Knie, wie Rolf Knie, der vom Chaplin-Clan liebevoll „Rolfi“ genannt wird, stolz betont. Wenn der Zirkus Knie in Vevey, dem Wohnort Chaplins, gastierte, war Charlie Chaplin Dauergast auf dem Gelände: Er beobachtete die Auf- und Abbauarbeiten, besuchte die Vorstellungen, ging in den Zoo und nahm aktiv am Zirkusalltag teil. Er saß mit Artisten und Musikern zusammen und sprach mit ihnen über Gott und die Welt. Für Rolf Knie hatten die Begegnungen mit seinem großen Vorbild etwas Mystisches: „Jedes Mal, wenn ich ihm die Hand gab, war das wie Energieübertragung und meine Batterien waren auf einen Schlag wieder aufgeladen.“

Geschenk an Rolf Knie: der Rolls Royce von Charlie Chaplin

Rolf Knie war ebenfalls regelmäßig Gast in der Chaplin-Villa „Manoir de Ban“. Gemeinsam mit seinem großen Vorbild schaute er dort in dem hauseigenen Lichtspielsaal Filme an. Als Chaplin 1977 im Alter von 88 Jahren starb, waren Rolf Knie und sein Vater als einzige Nicht-Familienmitglieder zur Beerdigung im engsten Kreise geladen. Ein Jahr später erhielt Rolf Knie zu seiner großen Überraschung den Anruf von der Chaplin-Witwe Oona, die ihn fragte, ob er sich noch für den Rolls-Royce ihres Mannes interessiere, der ihm doch so gut gefallen habe. Als sich Knie nach dem Preis erkundigte, antwortete sie: „Von einem Zirkusclown können wir doch kein Geld verlangen. Komm einfach vorbei und hol den Wagen ab. Aber behalte es vorderhand für dich, Charlie hätte es so gewollt.“ Seitdem steht der Wagen gehegt und gepflegt in der Garage und Knie ist noch immer mächtig stolz, dass er das wunderschöne Chaplin-Auto fahren darf.

Nach dem Tod von Charlie Chaplin bekam Rolf Knie dessen Rolls-Royce überlassen und hütet ihn seither wie seinen Augapfel.

Rolf Knie pflegt mit den Chaplins weiterhin Kontakt: „Einmal rief Geraldine mich an und erzählte mir, dass Michael Jackson ein glühender Verehrer von Charlie Chaplin sei und dass Jackson während seiner Europa-Tournee unbedingt dessen Haus besuchen wolle, ich sollte ihn durchs Haus führen.“ Gesagt, getan: Knie machte sich auf den Weg und zeigte dem Musik- star die Villa. „Ich erinnere mich, dass Michael Jackson sehr freundlich, fast zurückhaltend war und sich wie ein kleines Kind freute, den Wohnort des von ihm so verehrten Genies zu besuchen“, berichtet Knie.

Eugène Chaplin liebt die Atmosphäre im Europa-Park

„Chaplin saß übrigens zu Hause bei sich genau so da, wie in seinen Filmen“, erzählt Rolf Knie. Sein Freund Eugène spricht leise und bescheiden von seinem großen Vater: „Mein Vater hat immer sehr viel gearbeitet. Bei uns gab es einen ganz geregelten Tagesablauf, aber wir haben immer gemeinsam gegessen“, berichtet Eugène Chaplin, selbst Dokumentarfilmer. Von dem Vater hat er die Liebe zum Zirkus geerbt und war viele Jahre lang künstlerischer Leiter des Zirkus Nock. „Mein Vater liebte den Zirkus, all seine Stummfilme sind davon inspiriert. Der Zirkus ist für alle Generationen und hat eine universelle Sprache und verführt uns zum Träumen“, meint Eugène Chaplin.

Und noch etwas verbindet diese beiden Familien: ihre Begeisterung für den Europa-Park! Rolf Knie fühlt sich hier pudelwohl und auch Eugène Chaplin ergänzt: „Ich liebe die Atmosphäre im Europa-Park. Er ist genau wie der Zirkus sehr familienorientiert!“ Beide verabschieden sich mit einem charmanten Lächeln ...