Zwischen Fachwerk und moderner Skyline

Die quirlige Mainmetropole Frankfurt verändert sich ständig.

von Ute Bauermeister

   

Die „Grie Soß“, eine grüne Kräutersauce, gehört ebenso zu Frankfurt wie moderne Wolkenkratzer und spritziger „Ebbellwoi“ (Apfelwein). In der hessischen Metropole trifft alt auf neu, lässig auf gediegen, Sushi auf Würstchen. Die lebendige, pulsierende Stadt am Main hat über 700.000 Einwohner, und im Ballungsgebiet Frankfurt-Rhein-Main leben sogar über zwei Millionen Menschen. Kein Wunder, dass die Stadt viel zu bieten hat. Im Zentrum stehen die berühmten Bauwerke Kaiserdom, Römer und Paulskirche. Der historisch geprägte Kern mit Fachwerkhäusern trifft auf die imposante Skyline der Finanzstadt „Bankfurt“, auch „Mainhatten“ genannt.

 Kontraste: Dreigiebelfassade am Römer (oben), seit 1405 das Rathaus der Stadt, und die dreigeschossige Pyramide des modernen Messeturms (links).

Mehr als 30 Gebäude sind in Frankfurt über 100 Meter hoch, die meisten stehen im Bankenviertel. Ein markantes Zeichen für die Messestadt ist der 256 Meter hohe Messeturm (63 Stockwerke mit bis zu 139 Arbeitsplätzen pro Etage) von Helmut Jahn. Die dreigeschossige Pyramide auf der Spitze des Messeturms weist von weitem den Weg in die Mainmetropole. Wegen seiner architektonischen Form einer schlanken, hohen Säule mit der Spitze wird der Messeturm von den Frankfurtern liebvoll „Bleistift“ genannt. Der rote Farbton der Fassade ist eine Hommage an den typischen Frankfurter Baustoff vergangener Jahrhunderte, den roten Mainsandstein. Als der Messeturm 1991 fertig gebaut wurde, war er der höchste europäische Wolkenkratzer!

Doch nur sechs Jahre später wurde in Frankfurt selbst dieser Rekord geknackt und der Messeturm musste seinen Titel an den von Stararchitekt Norman Forster geplanten, 259 Meter hohen Commerzbank-Tower abgeben. Aktuell verfolgt die hessische Großstadt einen neuen Clou: nicht nur arbeiten, sondern wohnen in 160 Metern Höhe! Ende 2017 soll das in Frankfurt möglich sein. Am Eingang zum Europaviertel neben der Messe entsteht das mit 47 Stockwerken höchste Wohnhaus Deutschlands mit einer Fassade aus gläsernen Waben.

Vom Weltstadtflair zur historischen Kulisse sind es in Frankfurt oft nur ein paar Schritte. Seit dem Mittelalter hat sich die ehemalige freie Reichsstadt zum Kreuzungspunkt europäischer Handelsstraßen entwickelt. Über Jahrhunderte wurden hier im Dom die deutschen Kaiser gekrönt. Und: Frankfurt ist eine Wiege der Demokratie in Deutschland. Das erste gesamtdeutsche Parlament erarbeitete und verabschiedete 1848 eine neue Reichsverfassung in der Frankfurter Paulskirche. Seitdem ist viel geschehen, heute prägen internationale Messen, Kulturevents und Finanzen die Stadt. Frankfurt verändert sich permanent, und die lässig, mondäne Stimmung am Main wird mit neuen Trend-Restaurants, Clubs oder Cafés aufgepeppt. Das Mainufer ist mit der berühmten Museumsmeile für alle Kulturliebhaber ein Muss: Zwischen „Eisener Steg“ und „Friedensbrücke“ sind 13 Museen zu entdecken. Dazu zählen das international bedeutend „Städel“ (700 Jahre europäische Kunstgeschichte, Meisterwerke und wechselnde Ausstellungen) und das Deutsche Filmmuseum. Aber nicht nur am Ufer, sondern auch im Zentrum sind wichtige Museen. Zur Superlative gehört das Senckenberg, eines der größten Naturkundemuseen in Deutschland. Gigantische Skelette von Walen oder Dinosauriern: Die Entwicklung der Lebewesen, ob Mensch oder Tier, wird hier eindrucksvoll lelebendig. Zu den modernen Highlights zählt die Frankfurter Schirn, ein Kunsthaus mit wechselnden Ausstellungen zur zeitgenössischen Kunst.

Und auch dem berühmtesten Sohn Frankfurts wurde ein eigenes Museum gewidmet: 1749 kam Johann Wolfgang von Goethe hier zur Welt. An der Stell e des Geburtshau es im Großen Hirschgraben stehen heute das Goethe- Haus und das Goethe-Museum. An Goethe erinnern zudem die gleichnamige Universität und einige Statuen in der Stadt. Man kann in F ranfuhrt aber nicht nur auf den Spuren des Dichterfürsten wandeln. Der Philosoph Theodor W. Adorno begründete hier die Frankfurter Schule, und das jüdische Mädchen Anne Frank, Opfer des Holocaust, stammte ebenfalls aus der Mainmetropole.

Von dynamisch bis gemütlich

Nicht nur am imposanten Kopfbahnhof Frankfurts herrscht dauernd reger Verkehr, vor allem der Frankfurter Flughafen entwickelte sich zum internationalen Knotenpunkt. Er zählt zu den größten Flughäfen der Welt. In Europa ist er gemessen an der Zahl der Passagiere der drittgrößte nach den Flughäfen London Heathrow und Paris Charles de Gaulle. 2013 wurden über 58 Millionen Passagiere und über zwei Millionen Tonnen Fracht befördert. Doch die dynamische und internationale Finanz- und Messestadt bietet auch echtes Altstadtflair mit hessischen Apfelwein- Kneipen. Ob „Äppler“, „Ebbelwoi“ oder „Stöffche“: Das hessische Nationalgetränk gibt es schon sehr lange. Doch nur in Frankfurt wird der leckere, gelbe Apfelwein so gefeiert.

Jedes Jahr wird eine Apfelweinkönigin gekürt, der Stadtteil Sachsenhausen ist Hochburg des Ausschanks mit zahllosen „Ebbelwoi-Kneipen“. Serviert wird er in blau-grauen Tonkrügen und getrunken aus den typisch geriffelten Gläsern. Dazu gibt es Handkäs mit Musik. Mindestens genauso bekannt und beliebt sind die deftigen Frankfurter Würstchen und der runde Frankfurter Kranz: Mit seiner gold schimmernden Hülle aus Krokant und den roten Kirschen erinnert die süße Torte entfernt an eine Krone, eine Reminiszenz an Frankfurt als Krönungsstadt. Wer gut gegessen und getrunken hat, kann sich einfach ein wenig treiben lassen, einkaufen in der bekannten Flaniermeile, der „Frankfurter Zeil“, bummeln durchs Zentrum, ins Museum, in die Oper, den Zoo oder doch auf die Besucherplattform des Main Towers, um in 200 Meter Höhe den Blick über die ganze Region zu genießen. Ein Tag reicht für das vielfältige Angebot dieser pulsierenden Metropole definitiv nicht aus!

Fotos: Tourismus+Congress GmbH Frankfurt am Main

Infos

www.frankfurt-tourismus.de


Touristeninformation
Hauptbahnhof, Empfangshalle
60329 Frankfurt am Main
Bahnhofsviertel
Telefon: (069) 21 23 88 00
Email: info@infofrankfurt.de
Öffnungszeiten:
montags bis freitags 8 bis 21 Uhr,
samstags und sonntags 9 bis 18 Uhr


Touristinformation am Römer
Römerberg 27
60311 Frankfurt am Main – Altstadt
Telefon: (069) 21 23 88 00
Öffnungszeiten:
montags bis freitags 9.30 bis 17.30 Uhr,
samstags und sonntags 9.30 bis 16 Uhr

Museen

Städel Museum
Schaumainkai 63
60596 Frankfurt am Main
Sachsenhausen-Nord
Telefon: (069) 60 50 98 0
www.staedelmuseum.de
Öffnungszeiten:
dienstags bis sonntags 10 bis 18 Uhr,
donnerstags und freitags bis 21 Uhr


Maniera
bis 5. Juni 2016
Pontormo, Bronzino und das
Florenz der Medici


Schirn Kunsthalle Frankfurt
Römerberg, 60311 Frankfurt
Öffnungszeiten: dienstags, freitags bis
sonntags, 10 bis 19 Uhr, mittwochs und
donnerstags 10 bis 22 Uhr


Joan Miró bis 12. Juni 2016


Senckenberg Museum
Senckenberganlage 25
60325 Frankfurt
Telefon: (069) 75 42-0
Öffnungszeiten: montags, dienstags,
donnerstags, freitags 9 bis 17 Uhr,
mittwochs 9 bis 20 Uhr, samstags,
sonntags und Feiertage 9 bis 18 Uhr